Jonas Wettkampf – manchmal kommt eben alles anders

Weil vor kurzem im Forum dazu aufgerufen wurde mal wieder mehr Berichte zu schreiben, schreibe ich nun einfach mal einen, allerdings eher eine kleine „Geschichte“ zur letzten Sonntag ausgetragenen Berliner Meisterschaft im Rahmen des Powerkid wie Jonas und ich die letzten Wochen bis zum Zieleinlauf erlebt haben.

Bereits vor Wochen haben sich die beiden Trainingspartner Jonas und Janne ihre Wettkampfstrategie festgelegt. Beide erzielen im Training ähnliche Ergebnisse. Also lag es nahe den Wettkampf möglichst gemeinsam zu bestreiten, Zwar ist Janne Schüler A und Jonas Jugend B aber die Wettkämpfe sollten gemeinsam stattfinden. Also wollte man ungefähr gemeinsam aus dem Becken auf die Radstrecke gehen. Die Konkurrenz schwimmt etwas schwächer würde also später aufs Rad kommen. Wie im Training wollte man sich dann auf dem Rad im Wind und dessen Schatten abwechseln. So könnte man weitere Sekunden rausfahren und auf der Laufstrecke dann „nur“ noch den Vorsprung ins Ziel retten. So hätten beide ganz gute Chancen auf den Berliner Meister Titel in ihrer Altersklasse. Größte Jugend B Konkurrenten aus Berlin sind Willi Kaden (TVB 09), Olli Schilling und Nico Cuccoli sowie Jannik Thieme alle vom Tus Neuköln.

Der Wettkampf kam näher und die Spannung stieg. Zu Hause wurde zum Leidwesen der Nichttriathleten noch mehr als sonst über Triathlon gesprochen. Mit Klicks fahren oder Laufschuhe? Brauche ich den neuen kurzen Auflieger am Rad? Der Kurs besteht fast nur aus Kurven. Man entschied sich nach Rücksprache mit dem Trainer die alten Pedalen mit Käfig in Laufschuhen zu fahren. Der Auflieger wurde abgebaut. Alles sollte perfekt sein.

Nur noch wenige Tage. Die Nächte wurden unruhiger. Das steckte jetzt sogar den Papa an. Was im Traum alles schief gehen kann. „Papa, heute bin ich im Wettkampf bei der Krumme Lanke nicht entlang der Bojen geschwommen, sondern die gesamte Krumme Lanke einmal außen rum.“ Papa erzählt von seinem Traum: statt mit dem Rad auf die Radstrecke zu gehen ist Sohnemann die Radstrecke gelaufen, aber die komplette Konkurrenz hat sich mit dem Rad verfahren, so dass es schließlich doch noch für’s Podest gereicht hat.

Nur noch wenige Tage bis zum Wettkampf.

Doch dann plötzlich kurz vorher die Nachricht, dass die Wettkämpfe Schüler A und Jugend B getrennt durchgeführt werden! Was nun? Kein gemeinsames Schwimmen? Kein Schocken der Konkurrenz durch gemeinsame Radstrategie? Kein Meistertitel?

Das passt jetzt gar nicht. Schließlich ist der Hochleistungssportler sensibel und bei dem Vorhaben musste alles stimmen. Die kleinste mentale Beeinträchtigung konnte doch den Traum vom Titel gefährden.

Also schnell umdisponiert. Leonie unsere Schnellste war nun das neue Zugpferd im Wasser. Möglichst lange dranbleiben war die Devise. Und dann? Rauf auf’s Rad und hoffen irgendeine schnelle Radgruppe zu bekommen. Zeiten wurden aus dem Training mit denen der anderen verglichen. Man kennt sich vom gemeinsamen Samstagstraining im Kader. Zeiten addiert, Platz kalkuliert. Wenn alles gut geht……dann könnte……

Am Tag davor. Vormittags ausruhen. Nachmittags auf die Einsegnung von Simon Tischer. Eine schöne Abwechslung. Nette Leute, gutes leichtes Essen und falls man doch über die den Wettkampf sprechen möchte: Janne und Olli Büttel sind ja nur 10 Meter entfernt. Und man wollte sprechen.

Schließlich früh in’s Bett um morgen ausgeruht zu sein.

Der Tag ist da. Um 06:00 sind alle wach. Klar denn um 08:30 müssen wir ja schon los. Kein Hunger. Trotzdem ein Toast muss sein. Papa fühlt sich komisch. Jetzt nur nicht krank werden. Wer macht noch mal den Wettkampf?

Angekommen in Hohenschönhausen waren ja erstmal die kleinen dran. Bisschen zuschauen und mal gucken was die Konkurrenz macht. Plötzlich die Nachricht: Nico wird nicht starten, weil er mit dem Motorrad gestürzt ist und sich das Bein am Grill verbrannt hat (und das mit 14 Jahren! Naja Neuköllner halt). Das tut zwar leid, weil sich Jonas und Nico gut verstehen aber nichtsdestotrotz erhöht das nun sogar die Chancen. Olli war schwer einzuschätzen. Eigentlich schwächer beim Schwimmen, stark im Radfahren. Aber der war 2 Wochen auf Mallorca im Trainingslager. Jonas nur 5 Tage Cottbus. Man wird sehen.

Schließlich Startschuss im Becken. Jonas kann die vollen 200 m an Leonie dranbleiben. Super. Und trotzdem kommt Olli kurz vor Jonas aus dem Wasser. Auf Willi hat er 7 und auf Jannik 14 Sekunden Vorsprung. Jonas’ wechselt als einziger auf Laufschuhe, was erheblich länger dauert. Die anderen fahren mit Klicks, die bereits am Rad montiert sind. Olli und Willi sind dadurch bereits um einiges früher auf der Radstrecke.

Also kommt die Taktik schon mal durcheinander. Schließlich sollte Papa den Vorsprung ansagen und nicht die Rückstände. In den ersten Runden passiert nicht viel. Ein bisschen Vorsprung ausbauen zu Jannik. Auf Olli beträgt der Rückstand ca. 20 Sekunden. Na gut, beim 2. Wechsel wird Jonas ja einiges an Zeit gewinnen, weil die anderen Schuhe wechseln müssen. Könnte klappen?

Doch dann springt Jonas’ Kette ab als er den deutlich zu hohen Kabelkanal, der auch noch kurz nach einer Kurve liegt zur Zeitmessung überfährt. Nichts geht mehr. Jonas schmeißt sein Rad in die Böschung – Helm und Brille folgen, geht in die Knie, ist verzweifelt – Alles futsch. Papa hat alles gesehen, rennt hin hilft regelwidrig und zieht die Kette wieder auf. Papa: „Los, wieder rauf auf’s Rad!“ Sohn: „Ach, Sch…, hat doch alles keinen Sinn mehr.“

Schließlich fährt Jonas doch weiter, das hat 40 Sekunden gekostet, aber im Triathlon ist alles möglich. Mal sehen was noch kommt. Olli ist nun mit 1 Minute uneinholbar vorn, Willi hatte Papa letzte Runde nicht gesehen und Jannik liegt nun 25 Sekunden vor Jonas. Nächste Runde ruft uns Jonas etwas zu: „Olli hat aufgehört“. Olli Büttel und Papa schauen sich an. So’n quatsch der ist doch gerade an uns vorbei. Oder meinte er Leonie? Auch Blödsinn die ist ebenso noch im Rennen. Wir raunen uns zu: „Der soll sich lieber auf sein eigenes rennen konzentrieren.“

Schließlich hat Jonas zum 2. Wechsel den Rückstand auf Jannik komplett wieder aufgeholt und geht nach Olli als 2. auf die Laufstrecke. Aber wo war Willi Kaden? Ah, jetzt dämmerts: Willi hatte beim Radfahren aufgehört. Dann mussten wir uns jetzt nur noch auf Olli und Jannik konzentrieren. Olli war aufgrund seines Vorsprungs und guter Laufleistung als erster durch. Wenn jetzt alles glatt geht ist immerhin der 2. Platz drin. Und so sollte es auch weitergehen. Jannik bricht sogar mit Magenproblemen ein und Jonas tut sich zwar schwer aber rettet den zweiten Platz ins Ziel. Denkt Papa jedenfalls. Als er ihm zum Vizemeister gratulieren will sagt Jonas: „3. Platz“. Ein bisher völlig unbekannter hat Jonas ein paar Hundert Meter vor dem Ziel noch überholt.

Wir lernen: Vorher nicht so viel Gedanken machen, nicht alles durchrechnen und wenn mal was schief geht, ganz nach Hallervorden: „Immer weiter laufen, niemals aufhören“. Schließlich kann noch so viel passieren im Triathlon.

Schluss!