Nach vielen normalen Wettkämpfen sollte es mal wieder etwas außergewöhnliches sein. Vom Indoormarathon hatte ich schon diverse Male gelesen und fand die Idee doch ziemlich verrückt, in einem Bürogebäude einen Marathon zu laufen. Da nach der 9. Auflage die Rede davon war, das der 10. der Letzte sein soll, fasste ich den Entschluss 2 Wochen nach dem Frankfurt Marathon noch diesen Lauf mitzumachen. Allerdings nicht den Marathon, sondern nur den Halben.

Ich verfolgte also im Netz wann die Anmeldung freigestaltet wird. Denn hier galt es schnell zu sein, da es nur 120 Startplätze gab. Im August war es dann endlich soweit, die Anmeldung war eröffnet. Jetzt hieß es schnell melden. Die erste Rückmeldung kam mit weiteren Infos und der Aufforderung das Startgeld zu überweisen. Am 27.08. hatte ich dann die offizielle Bestätigung das ich dabei sein werde. Jetzt galt es Anreise und Unterkunft zu organisieren. Der Zufall wollte es, das mein Arbeitskollege Phillip sich von Berlin nach Erlangen versetzen ließ und somit war eine Unterkunft gefunden. Da ich dieses Mal ohne Familie unterwegs war, versuchte ich eine preiswerte Anreisemöglichkeit zu finden. Mein Wahl fiel auf die Busunternehmen. Mit dem Flixbus ging es für 13,00 € hin. In Nürnberg wurde ich dann am Samstag am Busbahnhof von Phillip und Lina empfangen. Lina habe ich dieses Jahr mehrfach als Auszubildende betreut und Sie machte zu dieser Zeit eine Praxisphase in Erlangen. Die  beiden hatten für mich ein sehr gutes Programm organisiert. Meinen Koffer haben wir auf dem Bahnhof im Schließfach deponiert und als erstes galt es die Startnummer abzuholen. Dieses war nicht ganz so einfach da der Eisenbahnerstreik unsere Fahrmöglichkeiten stark eingeschränkt hatte. Die Startnummernausgabe erfolgte sehr schnell und ein kleine Streckenbesichtigung gab es auch gleich noch dazu. Dann ging es auf die Burg. Das Wetter spielte mit und wir hatten einen super Blick über Nürnberg. Essen waren wir anschließend typisch fränkisch. Gut gestärkt ging es zurück zum Bahnhof, Koffer holen und nach Erlangen fahren. Dort ging es in eine Cocktailbar, wo ich meinen Koffer deponierte für die Nachtwächtertour durch Erlangen. Diese war sehr unterhaltsam. Nach einem weiteren Cocktail ging es zu Phil.

Die Nacht war recht kurz, denn die Anfahrt am Sonntag früh war auch nicht ganz so einfach, da immer noch die Auswirkungen des Streiks zu spüren waren. Um kurz vor 10.00 Uhr waren  wir dann vor Ort. Dort trafen wir Karl Mascher, einen ehemaligen Kollegen von mir. Ich ging mich umziehen, fand eine Depotstelle für meinen Koffer und es ging mit Phillip auf die Streckenerkundung inkl. diverser Fotostops. Auch ein Foto mit meinem Begleitteam gab es noch vor dem Start. Nach einer kurzer Wettkampfbesprechung auf der uns die Regeln erklärt wurden (rechts laufen, links überholen und auf den Treppen nach Möglichkeit nicht überholen) ging es zu den Startorten. Aufgrund der Streckenlänge einer Runde gab es für die Marathonläufer und die Halbmarathonläufer verschiedene Startorte. Wir Halbmarathonis starteten in der unteren Ebene. Ich hatte mir für dieses Rennen überhaupt keine Renntatktik überlegt. Ich wollte nur Spaß haben. Daher stellte ich mich auch ziemlich weit hinten an um nicht gleich zu schnell zu starten. Dieser Lauf ging über 2 Etagen im Verwaltungsgebäude des TÜV-Rheinland. Eine Runde hatte ca. 770m und aufgrund der Treppen 224Hm. Wir Halbmarathon-Läufer hatten 27 Runden zu laufen und die Marathonis 55. Am Ende der Untergeschossrunde war eine DJ postiert und machte super Laufmusik und schon gab es den ersten Stau. Die Treppe hoch ging es sehr ruhig. Und dann waren wir auch schon das erste Mal an der Zeitnahme. Kurz danach hing eine große Leinwand, auf der wir unseren Namen, die Zeit, Platzierung, gelaufene und noch zu laufende Runden sehen sollten. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt nichts zusehen. Dann ging es an meinem Fanclub vorbei Richtung Treppenhaus. Auch beim Runterlaufen gab es einen Rückstau. Diese Treppenhaus war mit diversen Matratzen gesichert, für den Fall das ein Läufer ins Stolpern kommen sollte. Dann fing das Feld an sich zu entzerren. Vorbei an der Verpflegung und am DJ ging es schon wieder die Treppen hoch und die  2. Runde war geschafft.  Jetzt war auch die Leinwand mit Leben erfüllt. Aber ich habe mich nicht gesehen. Nach der 4. Runde habe ich mich endlich gesehen. Ich lief locker und konnte auch immer mal wieder überholen. Nach der 5. Runde lag ich auf Platz 28. Alles lief gut. Ich kommunizierte mit meinem Fanclub und auf den Treppen ging es mal flott und mal mit einem kurzen Rückstau rauf und runter. Die Verpflegung hatte ich bisher ausgelassen und ich überlegte wann ich mich verpflegen soll. Während der 8. Runde gönnte ich mir einen kleinen Schluck Wasser. Mein Fanclub feuerte mich unermüdlich an und nach 10 Runden teilte ich Ihnen meine bisher gelaufene Rundenzahl mit. Inzwischen hatte ich mich auf den 25. Platz vorgelaufen. Mit Phil hatte ich vereinbart das ich eine Runde mit seiner Go-Pro laufe, um auch mal bewegte Bilder zu bekommen. Nach der 11. Runde sagte ich bescheid, das ich die nächste Runde mit der Kamera laufe. Die Übergabe klappte perfekt und ich lief die 12. Runde mit der Kamera. Es war nicht ganz so einfach, da ich versucht habe die Kamera ruhig zu halten und auch noch dabei zu erzählen. Dabei habe ich gemerkt wie wichtig doch beide Arme bei der vorwärts Bewegung sind. Die Rückgabe erfolgte genauso problemlos. In Runde 15 gab es wieder mal Wasser und meine Rundenzeiten wurden etwas langsamer. Jetzt machte es sich bemerkbar, das ich seit Frankfurt nichts mehr gemacht hatte, aufgrund von Erkältungsanzeichen und Zahnschmerzen. Aber die Treppen an sich machten mir keine Probleme. In der 18. Runde meldete sich dann mal wieder mein linker Fuß, diesmal aber nicht mit einem Stechen, sondern mit einem dumpfen Brennen. Ich gab beim Vorbeilaufen bei Lina und Phil einen kleinen Hinweis das es gerade nicht so gut läuft. Aber die Beiden waren anscheinend vorbereitet und griffen in die Motivationstrickkiste. Beim nächsten Vorbeilaufen hielt Lina ein Schild mit der Aufschrift „ Go Jörg“  hoch. Da bekam ich feuchte Augen. Mit so einer Motivationshilfe hatte ich nicht gerechnet. Das gab mir noch mal einen kleinen Kick. In Runde 21 habe ich auf Cola als Verpflegung gewechselt. Hier habe ich auch eine kleine Pause gemacht, damit ich mich nicht mit der Cola voll kleckere. Hinter der Verpflegung gab es 2 Männer, die während des gesamten Laufs unsere Becher, die wir neben die Auffangbehälter geworfen hatten, eingesammelt und den Boden immer wieder trockengewischt haben, falls mal jemand gekleckert hat. Es wurde sehr auf unsere Sicherheit geachtet. Überall wo etwas auch nur ein klein wenig auf die Laufstrecke ragte, war dieses abgepolstert oder gekennzeichnet. So langsam neigte sich das Rennen dem Ende. In Runde 24 nahm ich mir die Zeit für die letzte Verpflegung, noch mal ein bisschen Koffein und Zucker.  Ich fing an zu realisieren das der Lauf nun bald zu Ende ist. Die letzten Runden zeigte ich nun jedes Mal an wie viele noch zu laufen sind. Und dann war es endlich soweit, nur noch den Daumen hoch und die letzte Runde in Angriff genommen. Ein letztes mal lief ich die Treppe runter, an der Verpflegung und dem DJ vorbei. Dann ging es noch mal die Treppe rauf und die letzten Meter lagen vor mir. Jubelnd lief ich über den Zielstrich. Der Sprecher erwähnte dann auch meinen Zieldurchlauf. Da ich aber nicht gleich stehen blieb (ich wollte auf der Leinwand noch meine Platzierung sehen), interpretierte der Sprecher das als Ehrenrunde um mich feiern zu lassen. Zufrieden mit mir und meiner Leistung, blieb ich dann bei meinem Fanclub stehen. Der Sprecher erwähnte dann auch noch mal gesondert, das ich aus Berlin bin, nicht bei dem 25 jährigen Mauerfalljubiläum bin, sondern in Nürnberg als 25ster beim Indoorhalbmarathon eingelaufen bin. Nach ein paar Minuten Erholung habe ich mich dann auf den Weg zur Dusche gemacht. Auf dem Weg dorthin gab es das Finishershirt, die Medaille und eine Jubiläumstasse, und das für 25€ Startgeld. Nach dem Duschen ging es wieder zurück und Phil überspielte mir gleich die Lauffotos auf mein Netbook. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt leichte Kreislaufprobleme. Die Wärme in den Gängen hatte ich unterschätzt. Es waren überall Fenster geöffnet und teilweise merkte ich auch einen kalten Windzug, aber letztendlich war es halt doch zu warm. Schon beim Duschen hatte ich festgestellt, das ich schon lange nicht mehr so eine Salzkruste auf den Oberarmen hatte. Jetzt galt es also erst mal Flüssigkeit tanken. Lina und Phil verabschiedeten sich von mir und ich widmete mich der Zielverpflegung. Es gab Kuchen, Müsliriegel, Tuc Kekse, Bananen, Äpfel, Cola, Iso, Wasser und Kaffee, also ziemlich viel für das bereits oben erwähnte Startgeld. Mir ging es nun langsam auch wieder besser und ich schaute mir noch die Siegerehrung an , während die letzten Läufer auf der Strecke  unterwegs waren. Für mich hieß es Abschied nehmen und ich machte mich auf den Weg zum Busbahnhof. Zurück nach Berlin war ich mit „Mein Fernbus“ unterwegs. Der Einstieg war sehr hektisch. Es  war super viel Gepäck vorhanden und musste mehrfach ein- und ausgepackt werden. Der Bus war aufgrund des Streiks ausgebucht und dementsprechend voll. Tja und wie das halt so ist hat man mal Glück und mal Pech mit seinen Mitreisenden. Ich empfand nicht alle Mitreisenden als angenehm.

Der Lauf an sich ist schon eine verrückte Sache, wobei die Temperatur nicht zu unterschätzen ist und man während des Laufs ruhig öfter trinken sollte, sicher nicht jede Runde aber doch jede dritte Runde. Besonders bedanken möchte ich an dieser Stelle noch bei meinem Fanclub und Orgateam Lina und Phil.