Thomas Jaenicke im Spreewald inoffizieller Mitteldistanz-Vereinsmeister
Grauer Himmel, Wind, Böen, fast Sturm. Es sind schon herausfordernde Bedingungen nicht nur für die Weltraumjogger beim 28. Spreewald-Triathlon. Weil es ein Berlin-Man-freies Jahr ist und nach jetziger Meldungslage bei keinem anderen Mitteltriathlon mehr Weltraumjogger-Männer starten werden, dafür hier mit vieren so viele wie seit 2011 nicht, ist dieser Wettkampf mit einer Vereinsmeisterschaft über diese Distanz gleichzusetzen – die über die Sprintstrecke folgt ja am Dienstag im Schlachtensee.
Es gibt fast immer Wind bei diesem Triathlon am Briesensee bei Lübben. „Unsere Südbrandenburger Berge“ nennen die Leute vom veranstaltenden Verein das mit einem maliziösen Lächeln. Aber in diesem Jahr drehen sich die immer mehr Windräder auf der anderen Seite des Sees schier noch schneller, der Wind lässt die rot-weißen Absperrbänden knattern, als ob ein Hubschrauber landen würde, und eine Leiter, für den Fotografen beim Schwimmstart aufgestellt, locker umfallen. Eine Athletin bekommt sie ab, hat aber Glück im Unglück, weil sie – die Leiter – nur aus Alu ist.
Thomas Jaenicke kommt als erster Weltraumjogger aus dem Wasser und kommt mit dem Wind auch auf der 84-Kilometer-Radstrecke am besten zurecht, zehn Minuten schneller als der nächstschnellste WJler. Das reicht, um die Führung bis ins Ziel zu halten und als Vereinsmeister und Gesamt-40. von rund 120 Männern in 4:48 einzulaufen. Vize-Meister wird Stefan Alberti in 4:53 vor Peter Acampora - nach einer OP gerade erst mal drei Wochen wieder im Training - in 4:56 und Martin Schmidt in 5:07. Bei den Frauen gibt es zwar keine WJ-Finisherin, aber ein gutes Teilergebnis: Neu-Weltraumjoggerin Nora Jung muss zwar wie vorab geplant vor dem Laufen aussteigen, kommt aber beim Schwimmen, anders als die anderen ohne Neo, nur rund eine Minute hinter Thomas aus dem Wasser.
Der Wettkampf klingt am späten Nachmittag aus wie in einem Werbevideo vom Triathlon: Der graue Himmel ist weg, über dem Briesensee stehen bilderbuchmäßige weiße Wölkchen vor teils blauem Himmel, die Sonne scheint warm auf den über hundert Meter breiten Sandstrand, der – anders als etwa der Rasenstrand in Kallinchen oder unser Strandbad – nach dem Wettkampf wie immer herrlich leer ist. Zu allem Überfluss haben die Organisatoren die Bänke für die Massage dieses Mal auch noch so aufgestellt, dass auch von da Panorama-Blick möglich ist. Die Sonne scheint, der Wind ist vergessen, die Erfahrung wieder mal da, dass auch verkorkst geglaubte Wettkämpfe sich drehen können. Das Finisher-Bier schmeckt, aus dem Lautsprecher kommen ACDC’s „Thunder“ - und natürlich „Tage wie diese“ von den Toten Hosen – was will man mehr von einem Sport?
P.S.: Außerdem bei der Kurzdistanz dabei und im Ziel: Selcuk Yildirim 2:31, Ole Kannapinn 2:35, Philipp Grützmann 2:39 (2. mJun), Sönke Kannapinn 2:52, Steffen Duemler 3:10, Michael Strangmeier 3:13