Distanz: 2,3km
Ergebnis: Robert 16. von 102 AK 4 M, 84. von 467 insgesamt 00:51:26
Mir wurde ja unterstellt, ich hätte beim Bericht 56. Sundschwimmen 2020 ganz leicht geflunkert. Das ist natürlich Quatsch. Tatsächlich startete ich ja vor einem Jahr in einer Zweierstaffel mit Käpt'n Blaubär und hätte es fast auf das Podest geschafft. Irgendwie so erinnere ich das jedenfalls.
Kein Quatsch war jetzt aber das Sundschwimmen 2021. Die tolle DLRG Stralsund hat es wirklich mit über 450 Starter:innen perfekt realisiert. 250 Helfer und 30 Boote. Und es war auch eine Sundquerung möglich. In Stralsund wurden 21 Grad im Wasser gemessen. In Altefähr nur 19. Eigentlich logisch, denn Altefähr liegt ja nördlicher...
Vier Volltrottel hatten wohl vor Wochen ihren Startplatz aufgegeben, weil sie "diesen Test-Scheiß" nicht mitmachen wollten. Dann galt aber seit einer Woche vorher eh keine Testpflicht mehr in Vorpommern-Rügen, damit war alles schon einfacher. Aber etwas gewöhnungsbedürftig, dass so vieles wieder geht, z.B. ein Zelt zum Umkleiden.
Das Sundschwimmen findet ja in mehreren Phasen statt. Erstmal hinfahren und parken. Das dauert schon mal 1,5 Stunden vom Fischland aus. Dann einschreiben und auf den Bus warten, nochmal 1,5 Stunden. Dann nach Altefähr auf Rügen gefahren werden, macht 30 Minuten. Dann dort bis zum Start im kühlen Wind stehen, sind nochmal 30 Minuten. Ach ja, halt noch rüber schwimmen und ankommen. Und dann zurückfahren. Man hat also einen Tag zu tun.
Bei der Ankunft ein Schreck: Das ganze Strandbad war einfach weg. Alles Baustelle.
Wieder wahre Wertschätzung dokumentierte schon die Fahrt nach Rügen. Vorneweg ein kleiner Polizeiwagen, dann 10 große Gelenkbusse mit Teilnehmerinnen und am Schluss nochmal zwei kleine und ein großer Polizeiwagen. Alle mit festlichem Blaulicht. Alle Kreuzungen für uns gesperrt und eine eigene Fahrspur auf der Rügenbrücke reserviert. Von der Website grüßte Franziska van Almsick (die ja auch schon in Lindow trainiert hat), das Grußwort im Programmheft war natürlich von der Bundestagsabgeordneten Dr. Angela Merkel. Sie zitierte den bekannten Schwimmerspruch von Václav Havel: "Die Freiheit ist wie das Meer: Die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich". Das machte einem die Sundquerung natürlich viel leichter.
Der Start fand in 10 Startkanälen wegen Abstandsregeln statt. Etwas wie beim Trabrennen. Die erste Gruppe waren wir Älteren, die dritte und letzte die Jüngsten. Komische Einteilung. An mir sind dann 300 Meter vor dem Ziel die ersten aus der letzten Gruppe vorbeigeschossen. Die haben also so 350 Leute überholt...
Im Wasser wieder die drei großen Probleme beim Open-Water. Zunächst die Wellen. Man bekam regelrecht Ohrfeigen beim Luft holen von Wellen verpasst oder griff einfach in die Luft statt ins Wasser weil sich ein Wellental bildete. Aber wir waren ja auch nicht im Schlachtensee .
Dann die Quallen. Wenn die wirtschaftlich verwertbar wären, wäre Stralsund saniert. Ich bekam von einer Qualle einen Nasenstubser und eine andere strich mir sanft über die Wange. Ich hatte die aber schon mal als japanischen Quallensalat vor mir, stehe also in der Nahrungskette deutlich drüber. Ich blieb entsprechend unbeeindruckt.
Und schließlich das schlimmste: Brustschwimmer (ihr müsst diesen Link klicken). Ich bekam unterwegs einen Volltreffer mit dem Brustschwimmerfuss in den Oberarm. Ich gebe gerne zu, dass ich da etwas quer zur Ideallinie geschwommen bin. Nicht schuld bin ich aber daran, dass der große Zehennagel des anderen wie nicht anders als zu erwarten nicht geschnitten war und mir also schön über die Haut kratzte.
Wunderbar ist es, dass in Stralsund immer ein großer Scheinwerfer in vielleicht 5 Metern Höhe das Ziel markiert. Bojen bieten viel weniger Orientierung. Man sieht die bei Wellen ja auch nicht immer. Das Licht war immer zu sehen. Und so schwamm man in das größer und größer werdende helle strahlende Licht und war am Ende aber nicht tot sondern im Ziel.
Durch die ideale Wassertemperatur, die gute Orientierung und die leichte Herausforderung durch die Wellen war das wieder ein tolles Erlebnis.
Achtung - Wortspiel: Ich werde langsam etwas schneller. Nach der miesen Pace von 2:36 vor einer Woche in Prerow waren es jetzt immerhin schon 2:25 auf 100m. 2017 war ich auf der gleichen Strecke mit 2:19 unterwegs. Echt interessant, wie sich das fehlende Wintertraining auswirkt.
Jetzt schnell die Badehose trocknen - nächste Woche ist das Boddenschwimmen in Greifswald. Das findet tatsächlich seit 100 Jahren statt. In superlockerer Atmosphäre war es neben dem Müritzschwimmen eine der beiden einzigen Startmöglichkeiten in 2020. Hoffentlich ist wieder eine Querung der Dänischen Wiek möglich statt dem Rundkurs vor dem Strandbad Eldena (falls das nicht auch plötzlich weg ist).
Daneben wie immer: Tod allen Zerkarien im Schlachtensee und sonst wo!